Kundalini Yoga
Veröffentlicht von Lara Steinfeldt | 25. Oktober 2023
Kundalini Yoga ist bekannt als das Yoga der Energie. In Kundalini Yoga Klassen schaffen wir über Elemente wie Pranayama, Asanas, Meditation oder Singen einen Zugang zu uns selbst. Es ist eine von mehr als 90 verschiedene Arten des Yoga, die wir heute kennen.
Die Urphilosophie des Yoga – der Grundgedanke ist Einheit zu schaffen. Einheit im Innern aus Körper, Geist und Seele und auch im Außen, im Makrokosmos. Dafür nutzen Yogi:nis seit Jahrtausenden Yogapraktiken, die sich aus den körperlich fokussierten Asanas, Pranayama, Meditation und dem Chanten von Mantren und weiteren Techniken zusammensetzen. Somit verhilft uns die Yogapraxis uns als Ganzes zu sehen, wahrzunehmen und unser Inneres mit dem Äußerem zu verbinden.
Im Vergleich zum Vinyasa und Hatha Yoga, welche wohl die bekanntesten Stile bei uns im Westen sind, legt das Kundalini Yoga in der Praxis ein besonderes Augenmerk auf die feinstoffliche Ebene, die Energieebenen. Nicht umsonst ist es als DAS Yoga der Energie und Spiritualität bekannt.
Dabei setzen sich die Stunden neben den körperlichen Asanas zu einem Großteil aus Pranayama, dem Chanten von Mantren, also auch Meditationen, und Imaginationen zusammen.
Doch eins nach dem anderen. Was genau bedeutet denn jetzt Kundalini? Wo hat es seinen Ursprung und was macht es zum Yoga der Energie?
Was ist Kundalini (Yoga)?
Kundalini Yoga trägt seinen Namen aufgrund einer Kraft, eines in uns schlummernden Potentials oder auch Bewusstseins, welches durch das Yoga geweckt werden soll. Dabei wird diese Kraft als zusammengerollte Schlange am Ende unserer Wirbelsäule symbolisiert, die Kundalini. Nach der Kundaliniphilosophie, werden wir schon mit dieser in uns wohnenden Kraft, unserem höchstem Potential geboren. Ein Ziel unseres Lebens stellt dar, diesem Potential bewusst zu werden, es zu erwecken und dadurch mehr Klarheit und ein erweitertes Bewusstsein, bis hin zum kompletten Einswerden mit Allem (Samadhi) zu erlangen.
Die Philosophie dieser Yogaform bildet dabei die Shiva-Shakti Philosophie aus dem jahrtausendealtem Gebiet des Tantra. Diese Philosophie geht von zwei grundlegenden Kräften des Universums aus: Shiva und Shakti. Die beiden Kräfte sind untrennbar miteinander verwoben. Das gilt sowohl im Makrokosmos als auch im individuellen Mikrokosmos (uns selbst). Shiva und Shakti sind dabei zusammen als das reine Bewusstsein zu verstehen, die ohne einander nicht existieren können. Jedoch unterscheiden sie sich trotzdem und stellen hierbei zwei Pole dieses Bewusstseins dar. Shiva ist der eher statische Teil des Bewusstseins. Das sogenannte unmanifestierte Bewusstsein. Shakti hingegen ist das manifestierende Bewusstsein, also die Kraft die etwas erschaffen kann, die auch Materie schafft.
Die Kundalini als „Bewusstseinsschlange“ will nun diese illusionäre Trennung von Shiva und Shakti auflösen. Es heißt, dass wenn unsere Kundalini erweckt ist und sich vom Grund unserer Wirbelsäule ihren Weg zum höchsten Chakra (Sahasrara) bahnt, wir auch in uns erkennen, dass es keine Dualität gibt, sondern wir Eins sind, ohne jegliche Trennung.
Kundalini und unsere Chakren
Als Yoga der Energie ist das Kundalini Yoga untrennbar von der Chakrenlehre zu sehen. Es beginnt schon damit, dass die Kundalini in unserem untersten Chakra (Muladhara) ruht. Wird die Kundalini erweckt, beginnt sie sich an unserer Wirbelsäule entlangzuschlängeln und ein Chakra nach dem anderen zu aktivieren. Chakren sind dabei Energiezentren in unserem feinstofflichen Körper. Die sieben Hauptchakren sind an unserer Wirbelsäule bis zur Kopfeskrone aufgereiht und mittels Energiekanälen (Nadis) verbunden, durch die unsere Lebensenergie (Prana) fließt.
Wie funktioniert Kundalini Yoga?
Damit Kundalini aufsteigen kann, brauchen wir frei fließendes Prana. Das bedeutet wir arbeiten primär an unserem feinstofflichen Körper, um unsere Nadis zu reinigen. Dabei muss das Ziel gar nicht sein direkt Samadhi zu erlangen oder die Kundalini zu wecken, sondern es kann sich hier auch auf unsere unterschiedlichen Energiezentren oder generell auf die Förderung unseres Energie- bzw. Pranaflusses beziehen. Die Yogapraxis basiert darauf unser Prana fließen zu lassen und somit Blockaden in Chakren, welche physische und psychische Auswirkungen auf uns haben können, zu lösen. Diese Lösungen wirken sich dabei positiv auf unser gesamtes Wohlbefinden aus und können uns zu innerem Wachstum verhelfen.
Wie Shiva und Shakti sind auch unser grobstofflicher (physischer) und feinstofflicher (energetischer bzw. Prana-) Körper miteinander verbunden. Im Vergleich zu Hatha oder Vinyasa Yoga, in welchen wir über unseren physischen Körper an unserem Pranakörper arbeiten, setzen wir im Kundalini direkt am Pranakörper an.
Das stellt den Hauptunterschied der Yogaformen dar. Dabei basiert die Praxis vor allem auf dem Fokus unseres Pranas. Deshalb finden sich im Kundalini Yoga Pranayamas (Atemtechniken) kombiniert mit Visualisierungen unserer Energiezentren, Mantren, die den Energiefluss stärken, sowie Asanas für die verschiedenen Chakren. Zudem werden Mudras sowie Bandhas gesetzt, um die Konzentration auf unser Prana zu stärken und es bewusst zu lenken. Eine starke Atmung wie der Bhastrika Atem und auch Kapalabhati finden hier ihren Ursprung und begleiten die Asanas.
Dabei gibt es schon einige feste Abfolgen, die all diese Komponenten miteinander kombinieren und welche wir als Kriyas kennen. Das sind Reinigungsübungen, die uns dabei helfen sollen das Prana schneller wieder fließen zu lassen.
Durch die starke Atmung sowie das gemeinsame Chanten, ist Kundalini Yoga eine Form, in der es auch mal laut werden kann. Neben der körperlichen Aktivität darf auch die Stimme als weiteres Instrument zum Ausdruck kommen und sowohl Energie als auch Emotionen freisetzen.
Und gerade in der Gruppe kann diese Komponente, symbolisch für Shiva und Shakti stehend, ein erstes Gefühl der Gemeinsamkeit und Einheit erfahrbar machen.
Mehrwert des Kundalini Yoga
Kundalini Yoga eignet sich eigentlich für jede:n, der/die offen ist mal eine andere Form des Yogas auszuprobieren. Die Klassen können für alle Level angeboten werden und letztendlich entscheidest auch Du wie intensiv Du praktizieren möchtest. Grundsätzlich gilt es bei Schwangerschaft oder auch Schwindelproblemen die Praxis langsam auszuprobieren und die Atmung einfach normal fließen zu lassen. Generell gibt es immer die Möglichkeit abzuwandeln, wie Du es aus anderen Yogaklassen schon kennst.
Da Kundalini Yoga eine sehr aktive, energetisierende Yogapraxis bietet, merkst Du wahrscheinlich recht schnell die Einflüsse auf Körper und Geist. Zum einen ist es eben energetisierend – der Körper und Geist werden hier geweckt und grade bei regelmäßiger Praxis erreichen wir ein Gefühl erhöhter Wach- und Klarheit. Durch die tiefe und starke Atmung, erhöht sich Dein Atemvolumen und Dein ganzer Körper wird mit mehr Sauerstoff versorgt, was langfristig positiv auf Deine Gesundheit wirkt. Auch die Konzentrationsfähigkeit wird durch den erhöhten Fokus, den wir im Kundalini Yoga setzen, gestärkt, sodass Du diesen Vorteil auch außerhalb der Matte nutzen kannst.
Hinzu kommen die Vorteile durch die Chakraarbeit. Die Stunden widmen sich oft einem oder mehreren Chakren und somit auch den Themen, die diese mit sich bringen. Beim Wurzelchakra haben wir zum Beispiel das Thema der Erdung und des Urvertrauens. Durch den Fokus darauf begeben wir uns automatisch in die Selbstreflexion und ins Nachfühlen. So verhelfen wir uns Stück für Stück zu persönlichem Wachstum in den einzelnen Bereichen.
Natürlich wird durch die Asanapraxis ebenfalls unsere Muskulatur und Flexibilität gestärkt, sodass die körperlichen Vorteile nicht zu kurz kommen. Zudem kann das Singen, das Finden unserer Stimme, unser Selbstbewusstsein stärken. Schließlich kann das stetige Nachfühlen unser spirituelles Bewusstsein erhöhen, sodass wir immer weitere Aspekte unserer Selbst erkunden können.
Zusammenfassend hat Kundalini Yoga wie alle Yogaformen die Intention, das wir mehr Einheit in und um uns herum fühlen. Dabei nähern wir uns diesem Ziel über die direkte Energiearbeit und kreieren Stunden in denen über Pranayama, Asanas, Meditation, Singen und einigem mehr ein Zugang zu uns selbst geschaffen wird – ein Raum in dem unsere Energie gemeinsam fließen darf. Somit lohnt es sich einfach mal eine Stunde auszuprobieren und selbst herauszufinden, welche Wirkungen Du in Dir spüren kannst.