Hannah Meyer

Fazit zur Yogalehrer*innen Ausbildung

Veröffentlicht von Hannah Meyer | 15. Juni 2023

Fazit zur Yogalehrer*innen Ausbildung bei Yoga Individual

Vor zwei Wochen habe ich meine Ausbildung zur Yogalehrerin beendet. Na ja, zumindest den offiziellen Teil. Es fehlen noch Buchreporte, Assitenzstunden und Hospitationsstunden in anderen Yogastilen. Es geht also (zum Glück) noch eine Weile weiter. Aber das Teacher-Training ist vorbei. Keine Ausbildungswochenenden im Studio mehr, kein Lernen für die Prüfung, keine New Teacher Classes. Die nächsten Auszubildenen stehen bereits in den Startlöchern. Und wir? Wir sind jetzt Yogalehrer*innen.

Damit kommt auch diese Blogreihe zu einem Ende. Doch es fehlt noch ein Abschluss, ein Fazit zur Yogalehrer*innen Ausbildung. Wie war es denn jetzt? Wie war es eine Ausbildung im Yoga Individual Studio zu machen? Diese Frage habe ich jetzt auch schon einige Male von gratulierenden Menschen gestellt bekommen und sie ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wunderschön war es. Aber was genau hat es jetzt eigentlich so zauberhaft gemacht?

Aufregung zu Beginn

Wenn ich an die vergangenen Monate zurückdenke, dann fällt mir auf, dass Monat für Monat die Ausbildung immer tiefgehender, näher und intensiver wurde. Natürlich, man denkt sich mit der Zeit in die Materie ein, man lernt immer mehr, kann neues Wissen mit altem verknüpfen. Aber man macht eben vor allem eine Erfahrung, eine Yoga-Erfahrung mit sich und seinem Körper, mit den Lehrenden und mit der Gruppe. Und diese Erfahrung gewinnt Stück für Stück an Tiefe und an Individualität.

Am Anfang der Ausbildung war ich vor allem aufgeregt. Etwas zappelig, nicht wissend, was mich erwartet. Und rückblickend hatte ich tatsächlich keine Ahnung. Es ist so viel passiert in diesen sechs Monaten. Viel zu viel, als dass ich es jetzt schon geordnet wiedergeben könnte. Am Anfang waren wir alle überrascht von der Intensität der Asanas, von dem komplexen Gedankengebilde, dass hinter einer Yogastunde steht, von einer so vielseitigen Anatomie des Körpers. Alles war neu, alles war aufregend. Die Wochenenden waren laut und lebhaft, wir lernten uns kennen, einander und unseren Körper. Ich wuchs recht zögerlich in die Rolle der Auszubildenen hinein und es dauerte einige Wochenenden, bis dieser Begriff überhaupt begann, mir zu passen. Und dann begegnete ich mir selbst. Was habe ich auch erwartet? Es war schließlich Yoga :).

Für alle eine individuelle Erfahrung

Der zweite Teil der Ausbildung war unser Teil der Ausbildung. In meiner Erinnerung gehört er jedem und jeder von uns auf eine andere Weise. In den letzten drei Monaten hatte ich das Gefühl nicht primär Inhalte, sondern mich selbst kennengelernt zu haben. Wer bin ich eigentlich auf meiner Matte? Es ist, als hätte ich einen neuen Bezug zu mir gefunden, einen Teil meiner Selbst, den ich vorher gar nicht kannte. Eine ruhige, vertrauensvolle und irgendwie auch weise Version von mir, die mir manchmal auf der Matte begegnet (nicht immer um ehrlich zu sein, und das ist auch okay so).

Ich glaube Yoga zu lernen, heißt seine eigene Bewegung zu finden. Seine eigene Definition von Yoga. Seinen eigenen Weg. Und deswegen bleibt dieser Artikel auch ein bisschen kryptisch. Ich kann euch nicht sagen, was ihr über euch in der Ausbildung lernen werdet. Es wird wahrscheinlich etwas ganz anderes sein, als ich gelernt habe. Es ist, wie der Name des Studios sagt, „Individuell“. Und deswegen gibt es auch keine richtige Antwort auf die Frage: „Wie war die Ausbildung?“ Für jeden und jede von uns war sie anders. Wir alle haben andere Dinge für uns selbst daraus mitgenommen.

Meine Yogapraxis

Ich empfinde es mit als größtes Geschenk dieser Ausbildung, meine eigene Praxis gefunden zu haben. In der Lage zu sein, in meinem Alltag einfach meine Matte auszurollen, mir Musik anzumachen und Yoga zu praktizieren. Das war vorher nicht so einfach möglich. Natürlich konnte ich ein Youtube-Video machen oder einen gelernten Sonnengruß. Aber mich einfach zu dem Gefühl der Musik selbstbestimmt auf meiner Yogamatte zu bewegen, das kann ich erst nach meiner Ausbildung. Selbstständig in dieses „Yoga-Gefühl“ eintauchen. Das ist mir in meinem Alltag ein großes Werkzeug und ich hoffe sehr, dass es so bleibt. Es gibt mir Sicherheit und beruhigt mich. Wenn mir in der Uni, in der Mensa, in der Bahn etwas Doofes passiert, dann weiß ich, ich kann nach Hause kommen, ich kann die Matte ausrollen und für mich selbst sorgen, so gut es mir eben möglich ist.

Und Yoga Unterrichten?

Ich möchte Yoga unterrichten. Ich möchte anderen Menschen, den Raum geben, der mir selbst so wichtig geworden ist. Es ist etwas ganz Besonderes auf diese Art und Weise mit Menschen arbeiten zu können. Aber es liegt noch viel Übung vor mir. Wir haben in der Yogalehrer*innen Ausbildung gelernt, eine Stunde zu geben. Wir haben gelernt sie zu planen, wir haben gelernt, sie durchzuführen. Und wir haben uns selbst in der Rolle der Lehrenden erlebt. Aber wir haben natürlich noch keine Unterrichtsroutine.

Eine Yogastunde zu planen, ist für mich eine künstlerische Praxis. Es macht Spaß, aber es ist eben auch sehr aufwendig. Die Flows, der Weg dahin, die Musik, alles muss entschieden werden, alles braucht Zeit. Ich muss eine Asana-Abfolge mehrmals vorsprechen, bis ich mit ihr in eine Klasse gehen kann. Ich glaube, das ist wichtig zu wissen. Nach der Ausbildung ist man Yogalehrer oder -lehrerin, aber eben (noch) ohne Erfahrung. Deswegen ist ein Perfektionsanspruch an seine Stunden ebenso hinderlich wie frustrierend. Wir müssen noch üben und zurzeit stecke ich viel, viel Zeit in meine Unterrichtsvorbereitung.

Yoga für alle

Was mich betrifft, so möchte ich nicht in einem Yogastudio unterrichten. In meinem Artikel über mein Sankalpa, meine Intention als Yogalehrerin habe ich geschrieben: „Ich träume davon, Menschen an dieses Gefühl heranzuführen, besonders auch die, die auf den ersten Blick nicht in das Bild eines Yogis passen.“ Und ja, genau das ist mein Traum. Yoga mit so wenig Hürden, wie möglich zu unterrichten. Es für Menschen anzubieten, die sich ein Studio vielleicht nicht leisten oder aus anderen Gründen keine Kurse im Studiokontext besuchen können. Yoga in Kulturzentren, in der Uni, im Park, im Gemeinschaftshaus. Kurzum: Yoga für alle, das würde ich mir wünschen und ich bin gespannt, wo mich dieser Wunsch hintragen wird.

Ich bin sowieso gespannt, wo es uns alle hintragen wird. Denn auch das ist etwas, das ich aus der Ausbildung mitnehme. Freundinnenschaften. Ich hoffe, dass wir es schaffen uns auf dem Laufenden zu halten. Denn ich glaube, so unterschiedlich unsere Ausbildungserfahrungen waren, so unterschiedlich werden auch unsere Wege danach sein. Gemeinsam haben wir über 200 Stunden Yoga praktiziert, soviel erlebt und für diese Zeit bin ich unendlich dankbar.

Das ist alles, was ich euch als Fazit über die Yogalehrer*innen Ausbildung berichten kann. Wenn ihr mehr erfahren möchtet, dann müsst ihr wohl eine eigene Yogalehrer*innen Ausbildung machen :). Ich wünsche euch ganz viel Spaß!