Gunas – drei Grundqualitäten des Seins
Veröffentlicht von Karoline Dauwe | 13. November 2020
Eine dualistische Sicht auf die Welt
Das Wissen über die Gunas, die drei Grundeigenschaften des Seins, kann uns auf dem (yogischen) Lebensweg zur Erkenntnis verhelfen und Orientierung bieten. Das Konzept hat seine Ursprünge in den Lehren des Samkhya*, einer indischen philosophischen Schule um 400 v.Chr. Diese Lehren teilen die Welt und das ganze Universum in zwei Kategorien: Purusha und Prakriti.
Mit Purusha wird das universelles Bewusstsein beschrieben, das unveränderbar ist und eine Art Urzustand darstellt. Dahingegen steht Prakriti für das individuelle Bewusstsein, die wandelbare Materie oder auch äußere Schale, die unter ständiger Veränderung steht. Neben dem Körper umfasst Materie auch unseren Geist, seine Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen.
Aus Prakriti werden die drei Qualitäten, die Gunas geboren. Das Wort Guna wird mit, Seil, Faden, Qualität oder Grundeigenschaft übersetzt. Die drei Gunas Rajas, Tamas und Sattva wohnen allem und jedem inne, sind dabei aber mehr oder weniger ausgeprägt.
Das Prinzip Tamas findet Ausdruck in der Finsternis, Dunkelheit, Trägheit, Schwere, Unwissenheit und Passivität. Dahingegen beschreibt Rajas das Gegenteil von Tamas. Es umfasst die Qualitäten Aktivität, Bewegung, Leidenschaft, Dynamik, Unruhe und Getriebenheit.
Zuletzt wird das dritte Prinzip, Sattva, als ganz neue Qualität beschrieben. Diese Qualität beinhaltet Vollkommenheit, Reinheit, Klarheit, Ausgewogenheit, innere Ruhe, Ausgeglichenheit, Gelassenheit, Harmonie, oder auch ein in der eigenen Mitte-Sein.
Während Rajas und Tamas also zwei starke Pole oder auch Ungleichgewicht darstellen, bildet Sattva die Synthese. Es ist die Balance im Spannungsfeld, der drei Grundqualitäten. Und so ist auch der (Lebens-) Weg des Yoga als ein fortschreitender Prozess vom Tamas- oder Rajas-orientiertem Sein hin zum sattivischen Sein zu verstehen.
Welche Relevanz haben die Gunas für mein Leben?
Wahrscheinlich kennst Du aus einem Deiner Lebensbereiche das Gefühl von zu wenig (Tamas) oder zu viel (Rajas). Auf der einen Seite stehen zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig Kontakt, zu wenig Bewegung oder zu wenig Aufgaben. Dies führt zu Zeitdruck, Mangel, Einsamkeit oder depressiven Phasen. Auf der anderen Seite erlebst Du vielleicht auch das Gegenteil: ein „Zuviel“. Das können zu viel Zeit, zu viele Dinge, zu viele Kontakte, zu viele Aufgaben sein oder mit anderen Worten: Langeweile, Überfluss, Stress oder Überforderung.
Ob wir etwas als zu viel oder zu wenig in einem unserer Lebensbereiche erleben ist von vielen inneren und äußeren Faktoren abhängig und ganz individuell. Und so kann sich nur jeder selber fragen und für sich herausfinden, ob das individuelle Maß passt und dienlich ist für das eigene Erleben und die eigenen Ziele.
Aber genau das zu Erkennen und für sich herausfinden ist im Alltag nicht immer einfach. Die regelmäßige Yogapraxis in Form von Asana, Pranayama und Meditation kann hier unterstützen. Sie fungiert wie ein individueller Kompass, der uns immer wieder hilft uns im Leben auszurichten und auszugleichen.
Bei körperlich sehr einseitigen Tätigkeiten im Alltag kann Vinyasa Yoga und Rückenyoga ein passende Yogapraxis bieten. Wenn das Bedürfnis nach Pause oder Ruhe größer ist, sind mitunter Yin Yoga oder Meditation dienlich.
Neben der Yogapraxis gibt es natürlich weitere Ansätze und Möglichkeiten um auf unser individuelles Energielevel (Tamas oder Rajas) in unserem Leben aktiv und bewusst Einfluss zu nehmen. Dazu gehören beispielsweise Schlaf, Ernährung, Bewegung, Gestaltung unserer Arbeits- und Freitzeit, Pausenzeit und viele weitere. Zu vielen dieser Themen findest Du auf unserem Blog Anregungen – jetzt im Oktober zum Beispiel in unserem Artikel Ayurveda im Herbst.